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Folge 16: Gründerzeit und Gründerkrach

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Zurück in die Finanz-Zukunft

Geldgeschichte(n): Gründerzeit und Gründerkrach
Im Rahmen unseres deutsch-österreichischen Verständigungsprojekts vereinen mein Bloggerkollege Clemens Faustenhammer und ich die zwei schönsten Nebensachen der Welt, nämlich Geld und Geschichte, miteinander und reisen dafür einmal monatlich zurück in unsere Finanz-Zukunft. Die 16. Folge der Geldgeschichten ist wieder eine Themenfolge. Das bedeutet, dass wir uns gemeinsam einer verbindenden Geldgeschichte widmen. Diesmal geht es um den Deutschland und Österreich verbindenden Gründerkrach und seine lange Vorgeschichte.
Vor dem Ausbruch der Französischen Revolution bestand das Heilige Römische Reich deutscher Nation aus über 300 einzelnen Fürstentümern und mehreren hundert weiteren Gebietskörperschaften. Zwar gab es einen gemeinsamen Kaiser, doch dieser hatte keine effektive Macht über die deutschen Fürsten. Zwei Königreiche konkurrierten um die Vorherrschaft: Österreich und Preußen. Nach dem Ende Napoleons und dem Wiener Kongress bestand das Gebiet des heutigen Deutschlands und Österreichs noch aus einem losen Zusammenschluss von 39 souveränen Staaten im Deutschen Bund. Durch die Einigungskriege gegen Dänemark (1864), Österreich (1866) und Frankreich (1870/71) schaltete Bismarck die Konkurrenz Preußens aus und festigte dessen Vormachtstellung in Deutschland. Nach dem Sieg über Frankreich handelte Bismarck die Reichsgründung mit den süddeutschen Staaten aus. Am 18. Januar 1871 wurde im Spiegelsaal von Versailles die Gründung des Deutschen Reiches unter der Führung des preußischen Königs Wilhelm I. als Kaiser verkündet. Was dann folgte, war eine beispiellose wirtschaftliche Dynamik und eine gigantische Spekulationsblase an den deutschen Börsen.
Ein paar Jahre früher – genau genommen 1867 im Zuge des Österreichisch-Ungarischen Ausgleichs – setzte die Phase der Gründerzeit in der Doppelmonarchie ein. Die ursächlichen Gründe für diese Bezeichnung gehen nicht auf eine Reichswerdung zurück, denn das Haus Habsburg saß schon seit knapp sechs Jahrhunderten am Thron in der Residenzstadt Wien, als ihnen das Erbe der Babenberger zufiel. Nach bitteren Niederlagen gegen das aufbegehrende Preußen und sich konstituierende Italien markierte eine längerfristige Friedensperiode den Startpunkt für eine ökonomische Aufholjagd des wirtschaftlich fragmentierten Vielvölkerstaates. Die Industrie, insbesondere die Eisenbahnbranche, und ein von privater Hand gefördertes Bankensystem bildeten das Fundament einer Gründerzeit, die ihren Namen alle Ehre machte. Der verheißungsvolle, rasant im Kurs steigende Kapitalmarkt ebnete den Weg in die erste Hybris an der Börse im massentauglichen Ausmaß. Das ging gut bis zum 9. Mai 1873, den die antiliberalen und antikapitalistischen Kräfte in euphemistischer Art und Weise als „reinigendes Gewitter“ feierten. Das erste Mal war in den Zeitungen von einem Börsenkrach zu lesen, der später als „Schwarzer Freitag“ in die Geschichte einging und auch der Hausse in Deutschland das Genick brach.
Eine frische Folge unseres gemeinsamen Podcastformats mit einer beziehungsweise zwei lehrreichen Geldgeschichten erscheint an jedem letzten Freitag im Monat!
Medienempfehlungen

  • Felix Butschek: Österreichische Wirtschaftspolitik seit 1945. Von der Antike bis zur Gegenwart.*
  • Rainer Gömmel: Der große Krach - Die Gründerzeit und ihre Krisen 1870-1873
  • Wolfgang Hardtwig: Die Gründerzeit 1848 bis 1871
  • Eduard März: Österreichische Industrie- und Bankpolitik in der Zeit Franz Josephs I.
  • Max-Stephan Schulze: Patterns of growth and stagnation in the late nineteenth century Habsburg economy

Bei den mit Sternchen gekennzeichneten Verweisen handelt es sich um Affiliate-Links. Für Bestellungen, die über diese Verweise getätigt werden, erhalten wir vom Anbieter eine Provision. Der Verkaufspreis ändert sich dadurch nicht.
Immer einen musikalischen Abstecher wert ist zudem die Playlist der Geldgeschichte(n) auf Spotify, welche alle Musikstücke umfasst, auf die wir bisher in unserem Format referenziert haben!
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Vor dem Ausbruch der Französischen Revolution bestand das Heilige Römische Reich deutscher Nation aus über 300 einzelnen Fürstentümern und mehreren hundert weiteren Gebietskörperschaften. Zwar gab es einen gemeinsamen Kaiser, doch dieser hatte keine effektive Macht über die deutschen Fürsten. Zwei Königreiche konkurrierten um die Vorherrschaft: Österreich und Preußen. Nach dem Ende Napoleons und dem Wiener Kongress bestand das Gebiet des heutigen Deutschlands und Österreichs noch aus einem losen Zusammenschluss von 39 souveränen Staaten im Deutschen Bund. Durch die Einigungskriege gegen Dänemark (1864), Österreich (1866) und Frankreich (1870/71) schaltete Bismarck die Konkurrenz Preußens aus und festigte dessen Vormachtstellung in Deutschland. Nach dem Sieg über Frankreich handelte Bismarck die Reichsgründung mit den süddeutschen Staaten aus. Am 18. Januar 1871 wurde im Spiegelsaal von Versailles die Gründung des Deutschen Reiches unter der Führung des preußischen Königs Wilhelm I. als Kaiser verkündet. Was dann folgte, war eine beispiellose wirtschaftliche Dynamik und eine gigantische Spekulationsblase an den deutschen Börsen.
Ein paar Jahre früher – genau genommen 1867 im Zuge des Österreichisch-Ungarischen Ausgleichs – setzte die Phase der Gründerzeit in der Doppelmonarchie ein. Die ursächlichen Gründe für diese Bezeichnung gehen nicht auf eine Reichswerdung zurück, denn das Haus Habsburg saß schon seit knapp sechs Jahrhunderten am Thron in der Residenzstadt Wien, als ihnen das Erbe der Babenberger zufiel. Nach bitteren Niederlagen gegen das aufbegehrende Preußen und sich konstituierende Italien markierte eine längerfristige Friedensperiode den Startpunkt für eine ökonomische Aufholjagd des wirtschaftlich fragmentierten Vielvölkerstaates. Die Industrie, insbesondere die Eisenbahnbranche, und ein von privater Hand gefördertes Bankensystem bildeten das Fundament einer Gründerzeit, die ihren Namen alle Ehre machte. Der verheißungsvolle, rasant im Kurs steigende Kapitalmarkt ebnete den Weg in die erste Hybris an der Börse im massentauglichen Ausmaß. Das ging gut bis zum 9. Mai 1873, den die antiliberalen und antikapitalistischen Kräfte in euphemistischer Art und Weise als „reinigendes Gewitter“ feierten. Das erste Mal war in den Zeitungen von einem Börsenkrach zu lesen, der später als „Schwarzer Freitag“ in die Geschichte einging und auch der Hausse in Deutschland das Genick brach.
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