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#13 – Warum Jürgen Klopp nie Union-Trainer werden will

48:58
 
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Manage episode 344084235 series 3235389
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Jürgen Klopp sagt, dass er nie Union trainieren will, weil er als Mainz-Trainer an der Alten Försterei "unsportliche Schadenfreude erlebt habe". Doch was war am letzten Spieltag der Saison 2001/2002 passiert, was Jürgen Klopp nie vergessen wird?

Jürgen Klopp sagt, dass er nie Union trainieren will, weil er als Mainz-Trainer an der Alten Försterei "unsportliche Schadenfreude erlebt habe". Doch was war am letzten Spieltag der Saison 2001/2002 passiert, was Jürgen Klopp nie vergessen wird? Warum war die Stimmung so Anti-Mainz und Anti-Klopp? Und was hat Mathias Bunkus vom Berliner Kurier damit zu tun? All das versuchen wir in dieser Podcast-Episode aufzuklären.

Links:

Skript:

Ich habe mal zwei aktuelle Themen als Aufhänger für die heutige Episode genommen. Nämlich den Aufstiegskampf aus der abgelaufenen Saison und den Champions-League-Sieg des FC Liverpool. Das Thema lautet: Warum Jürgen Klopp niemals Union-Trainer werden will.

Dass er das auf keinen Fall in Betracht zieht, hatte Jürgen Klopp im Jahr 2010 in einem Interview in der Bild am Sonntag gesagt. Auf die Frage, wo er niemals arbeiten würde, antwortete er damals:

„Bei Eintracht Braunschweig und Union Berlin. Sollte ich nicht gerade am Hungertuch nagen, werde ich diese Vereine niemals trainieren. Weil ich dort absolut unsportliche Schadenfreude erlebt habe. Jeweils beim Nichtaufstieg mit Mainz“

Die unsportliche Schadenfreude, auf die er sich im Union-Fall bezieht, hat er am 5. Mai 2002 erlebt. Damals spielte der 1. FC Union unter Trainer Georgi Wassilew seine erste Zweitliga-Saison überhaupt, hatte 2 Runden im Europapokal gespielt und landete am Ende auf Rang 6. Für Union ging es am letzten Spieltag zu Hause um gar nichts mehr. Mainz hingegen hatte in der Saison 30 Spieltage auf einem Aufstiegsplatz verbracht und hätte für den sicheren Aufstieg nur 3 Punkte aus den letzten 3 Partien benötigt. Aber wie das so ist: Sie spielten zweimal Unentschieden und standen wahnsinnig unter Druck.

Das Spiel vor 14.000 Zuschauern im Stadion an der Alten Försterei verlief wie folgt:

  • 58. Min Cristian Fiel brachte Union per Foulelfmeter mit 1:0 in Führung
  • 70. Min 1:1. durch Blaise Nkufo. Dieses Tor verpasst Jürgen Klopp beinahe, weil er sich in verbalen Scharmützeln mit Unionfans befindet.
  • 82. Min Vidolov erzielt das 2:1 für Union und rutscht auf den Knien vor Jürgen Klopp und streckt ihm beide Fäuste entgegen
  • 90. Min 3:1 durch Harun Isa. Statt Mainz steigt der VfL Bochum auf.
  • Nach dem Spiel wurden Spieler und Trainer von Mainz teilweise mit Bier übergossen und es wurden Scheiben am Mannschaftsbus von Mainz eingeschlagen

Was hat die Stimmung eigentlich so aufgeheizt und Spieler und Zuschauer bei Union so gegen Mainz aufgebracht? Wenn es nach Jürgen Klopp geht, dann war das eine Person, die er in der Pressekonferenz nach dem Spiel auch mit Namen benannte: Mathias Bunkus vom Berliner Kurier.

Ich habe deshalb Mathias Bunkus, den viele als Bunki kennen, gesprochen und habe einige O-Töne von ihm, die wir uns heute anhören können. Und dann bin extra ins Mikrofilmarchiv der Landesbibliothek Berlin gefahren, um mir die jeweiligen Tageszeitungsausschnitte noch einmal mit Bild und Text anzuschauen.

Fangen wir mal an: Es gab eine Vorgeschichte aus der Hinrunde. Da verselbständigte sich ein Zitat von Jürgen Klopp und prägte sich bei Spielern von Union falsch ein und fand sich so später in den Berliner Medien wider.

  • O-Ton Mathias Bunkus über die Herleitung des Begriffs „Kloppertruppe“

So zitierte die BZ die Unionspieler vor der Partie: „Ronny Nikol: ‚Wir verkloppen Klopp. Der hat uns mal als Kloppertruppe bezeichnet. Uns wäre es lieber, wenn Bochum und Bielefeld aufsteigen.‘ Sven Beuckert legt noch einen drauf: „Wir sorgen dafür, dass es heißt: ‚Mainz, wie es weint und trauert.“

Und so schrieb der Kurier: „Wir haben mit Mainz noch eine Rechnung offen“, sagt Ronny Nikol vorm Duell mit den „Mainzelmännchen“ und will noch einmal alles geben. Nikols Gründe: „Wenn ich an die nächste Saison denke, traue ich es Bochum und Bielefeld eher zu, so eine starke Saison zu wiederholen, als Mainz. Zudem sind mir der VfL und Arminia sympathischer und die Erinnerungen an die Mainzer Sprüche vorm Hinspiel sind noch frisch.“ FSV-Coach Jürgen Klopp hatte über Union („Keine Spielkultur, Kloppertruppe“) gelästert und dann auch noch glücklich 1:0 gewonnen. „Auch wegen der Sprüche habe ich mit Mainz mein Problem“, gesteht Nikol.“

Wir halten fest: Aus „nach vorne kloppen“ wurde „Kloppertruppe“. Und das heizte die Stimmung schon ein bisschen an.

Doch warum arbeiteten sich die Unionspieler und später auch die Fans so an Jürgen Klopp ab? Bunki hat da eine Theorie:

  • O-Ton Mathias Bunkus über Jürgen Klopp und warum sich Unionfans möglicherweise an ihm abarbeiteten

Wenn aber der Kurier nicht die einzige Zeitung war, die das falsche Zitat „Kloppertruppe“ verwendete, warum zog sich Jürgen Klopp nach der Partie Mathias Bunkus heraus. Hören wir uns an, wie Bunki das schildert:

  • O-Ton Mathias Bunkus über seinen Einfluss auf die Stimmung im Stadion und warum ihn Jürgen Klopp namentlich erwähnte

Ich finde, dass wir uns hier noch einmal den ganzen Artikel des Kuriers vom 4. Mai 2002 zu Gemüte führen müssen, indem es um die Einladung der Rheinland-pfälzischen Landesvertretung geht:

Eigentlich muss Union gar nicht mehr gegen Mainz 05 antreten. Das glaubt zumindest die Rheinland-Pfälzische Landesregierung. Die lud nämlich schon gestern im Namen von Ministerpräsident Kurt Beck zur Aufstiegsfeier in die Berliner Landesvertretung ein! Motto des Empfangs morgen ab 19 Uhr: „Mainz wählt den Aufstieg“. Auch 05-Coach Jürgen Klopp macht auf erfolgssicher, obwohl seinem zuletzt schwächelnden „Karnevalsverein“ (steter Mainzer Fangesang!) noch ein Zähler zum Aufstieg fehlt! „Ich habe gelesen, dass Wassilew uns nicht beim Aufstieg helfen wird. Wir werden Union auch nicht dabei helfen, sich würdig von seinen Fans zu verabschieden“, so Klopp markig. Wie wenig er über Union im Allgemeinen und die 2. Liga im Speziellen weiß, zeigt folgende Aussage: „Über 2000 Fans werden uns nach Berlin begleiten. Und das bei der Entfernung. Ich weiß nicht, ob das schon einmal ein Zweitligist geschafft hat.“ Nicht doch, bei Union waren auch nur 2000 Mann in Bochum. Und dabei ging’s für die „Eisernen“ um nichts mehr! Hochmut kommt vor dem Fall! Und dass Klopp die Alte Försterei noch nie live erlebt hat, passt nur ins Bild: „Eins der wenigen Zweitligastadien, das ich noch nicht kennengelernt habe.“ Keine Sorge, morgen lernt er es garantiert richtig kennen…

Einladung zur Aufstiegsfeier in die Landesvertretung Rheinland-Pfalz
Abdruck der Einladung zur Aufstiegsfeier in die Landesvertretung von Rheinland-Pfalz, Berliner Kurier vom 4. Mai 2002

Die Einladung war auf 19 Uhr datiert und dürfte zusätzlich noch eine Rolle dabei gespielt haben, die Stimmung zu vergiften. Dazu gehört natürlich die Wahrheit, dass es keine Einladung war, die der FSV Mainz 05 ausgesprochen hatte.

All das führte aber dazu, dass Kostadin Vidolov später über diese Partie sagte: „Die hatten schon die Aufstiegsfeier klar gemacht. Das hat uns gereizt.“ Und Bunki hat auch eine Erinnerung:

  • O-Ton Mathias Bunkus über Sixten Veit, der sehr motiviert in diesem Spiel war

Wie ging es danach weiter? In den Berichten der Berliner Boulevardzeitungen fand sich direkt nach dem Spiel kaum Wort über die Atmosphäre. Das hat mich sehr verwundert und das wäre heutzutage auch ganz anders. Ein paar Stellen im Kurier, der schrieb: „Zu früh gefreut FSV! Von wegen Einladung in die rheinland-pfälzische Landesvertretung in Berlin zur Aufstiegsfeier!“ und „Wütend legte sich 05-Trainer Jürgen Klopp mit einigen Fans auf der Tribüne an und hätte beinahe verpasst, wie die Seinen den Ausgleich markierten.“ Aber schon einen Tag später gab es dann im Kurier schon den Saisonrückblick von Ronny Nikol.

In der nächsten Saison hatten die Spielplangestalter vielleicht ihren eigenen Humor, denn da spielte Union am ersten Spieltag wieder zu Hause gegen Mainz. Diese Partie verlor Union 0:2. Auch da muss Mainz nicht mit offenen Armen empfangen worden sein.

Der damalige Union-Präsident Heiner Bertram hatte sich für die Geschehnisse im Stadion per Brief entschuldigt. Und auch Mathias Bunkus hatte einen Brief geschrieben. Direkt an Jürgen Klopp:

  • O-Ton Mathias Bunkus über seine Entschuldigung bei Jürgen Klopp

Beim Rückspiel in Mainz gab es noch die Befürchtung von Randale. So schrieb die Berliner Zeitung:

„Jetzt werden wir denen noch in Mainz klarmachen, was Sache ist, dann ist der Fall erledigt“, sagt er: „Das wird ein heißer Tanz.“ So soll das gehen, laut Heidel: „Ich will keinen Berliner im Stadion hören, so laut müssen alle Mainzer sein.“ Und danach? Schwamm drüber? Über all die Ereignisse im Mai und August, „als uns der blanke Hass entgegenschlug“, wie der Manager sagt: „Spieler und der Trainer wurden beleidigt, mit Bier übergossen – und bei unserem Bus die Scheiben von Geisteskranken eingeworfen.“ Der Führung des 1. FC Union nimmt Heidel übel, dass sie die Sache einfach laufen ließ. „Da hat sich auch Heiner Bertram nicht richtig verhalten.“ Dennoch will er den Präsidenten freundlich empfangen, weil der sich per Brief entschuldigt habe. Weil über die Fans Derartiges aber nicht bekannt ist, zittern sie in Mainz. Das örtliche Publikum gilt als friedliebend, nur eine Hand voll polizeibekannter Hooligans gibt es. Der Rest nimmt sich gerne selbst auf die Schippe („Wir sind nur ein Karnevalsverein“), vor dem Spiel gegen Union unter anderem mit diesem Slogan: „Es ist geil, ein Heuler zu sein.“ Eine Anspielung auf das Plakat im Hinspiel: „Es war so geil, euch heulen zu sehen.“

Doch es regiert auch die Angst vor Ausschreitungen. Nicht erst seit bekannt wurde, dass Unioner sogar neulich bei einem Spiel in der fünften Liga gegen Rudow Krawall gemacht haben. Der Berliner Fanbeauftragte Sven Schlensog musste in der Rhein-Zeitung ein halbseitiges Interview geben. Er sprach von ein paar verwirrten Köpfen bei Union, es werde jedoch keine Aggressionen geben.“

Für Mainz endete die Saison mit einem déjà-vu in Braunschweig. Da gewannen sie zwar 4:1 in Braunschweig, aber weil Frankfurt zeitgleich 6:3 gegen Reutlingen gewann, verpassten sie wegen der um ein Tor schlechteren Tordifferenz erneut den Aufstieg.

Und was denkt Mathias Bunkus über die ganze Angelegenheit heute? Hat sie vielleicht noch Auswirkungen auf seine Arbeit heute oder könnte das so heute auch noch passieren?

  • O-Ton Mathias Bunkus mit einem Fazit zur Geschichte

So das war die Geschichte, warum Jürgen Klopp niemals Trainer von Union werden will.

On Air:

Die Musik wurde von David erstellt und die Logos von Steffi entworfen. Der Podcast beruht auf dem Konzept des famosen Geschichts-Podcasts Zeitsprung von Daniel Meßner und Richard Hemmer. Danke für alles!

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Capitoli

1. Intro (00:00:00)

2. Begrüßung (00:00:55)

3. Warum Jürgen Klopp nie Union-Trainer wird (00:05:11)

4. Feedback (00:46:10)

5. Outro (00:48:40)

39 episodi

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Jürgen Klopp sagt, dass er nie Union trainieren will, weil er als Mainz-Trainer an der Alten Försterei "unsportliche Schadenfreude erlebt habe". Doch was war am letzten Spieltag der Saison 2001/2002 passiert, was Jürgen Klopp nie vergessen wird?

Jürgen Klopp sagt, dass er nie Union trainieren will, weil er als Mainz-Trainer an der Alten Försterei "unsportliche Schadenfreude erlebt habe". Doch was war am letzten Spieltag der Saison 2001/2002 passiert, was Jürgen Klopp nie vergessen wird? Warum war die Stimmung so Anti-Mainz und Anti-Klopp? Und was hat Mathias Bunkus vom Berliner Kurier damit zu tun? All das versuchen wir in dieser Podcast-Episode aufzuklären.

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Ich habe mal zwei aktuelle Themen als Aufhänger für die heutige Episode genommen. Nämlich den Aufstiegskampf aus der abgelaufenen Saison und den Champions-League-Sieg des FC Liverpool. Das Thema lautet: Warum Jürgen Klopp niemals Union-Trainer werden will.

Dass er das auf keinen Fall in Betracht zieht, hatte Jürgen Klopp im Jahr 2010 in einem Interview in der Bild am Sonntag gesagt. Auf die Frage, wo er niemals arbeiten würde, antwortete er damals:

„Bei Eintracht Braunschweig und Union Berlin. Sollte ich nicht gerade am Hungertuch nagen, werde ich diese Vereine niemals trainieren. Weil ich dort absolut unsportliche Schadenfreude erlebt habe. Jeweils beim Nichtaufstieg mit Mainz“

Die unsportliche Schadenfreude, auf die er sich im Union-Fall bezieht, hat er am 5. Mai 2002 erlebt. Damals spielte der 1. FC Union unter Trainer Georgi Wassilew seine erste Zweitliga-Saison überhaupt, hatte 2 Runden im Europapokal gespielt und landete am Ende auf Rang 6. Für Union ging es am letzten Spieltag zu Hause um gar nichts mehr. Mainz hingegen hatte in der Saison 30 Spieltage auf einem Aufstiegsplatz verbracht und hätte für den sicheren Aufstieg nur 3 Punkte aus den letzten 3 Partien benötigt. Aber wie das so ist: Sie spielten zweimal Unentschieden und standen wahnsinnig unter Druck.

Das Spiel vor 14.000 Zuschauern im Stadion an der Alten Försterei verlief wie folgt:

  • 58. Min Cristian Fiel brachte Union per Foulelfmeter mit 1:0 in Führung
  • 70. Min 1:1. durch Blaise Nkufo. Dieses Tor verpasst Jürgen Klopp beinahe, weil er sich in verbalen Scharmützeln mit Unionfans befindet.
  • 82. Min Vidolov erzielt das 2:1 für Union und rutscht auf den Knien vor Jürgen Klopp und streckt ihm beide Fäuste entgegen
  • 90. Min 3:1 durch Harun Isa. Statt Mainz steigt der VfL Bochum auf.
  • Nach dem Spiel wurden Spieler und Trainer von Mainz teilweise mit Bier übergossen und es wurden Scheiben am Mannschaftsbus von Mainz eingeschlagen

Was hat die Stimmung eigentlich so aufgeheizt und Spieler und Zuschauer bei Union so gegen Mainz aufgebracht? Wenn es nach Jürgen Klopp geht, dann war das eine Person, die er in der Pressekonferenz nach dem Spiel auch mit Namen benannte: Mathias Bunkus vom Berliner Kurier.

Ich habe deshalb Mathias Bunkus, den viele als Bunki kennen, gesprochen und habe einige O-Töne von ihm, die wir uns heute anhören können. Und dann bin extra ins Mikrofilmarchiv der Landesbibliothek Berlin gefahren, um mir die jeweiligen Tageszeitungsausschnitte noch einmal mit Bild und Text anzuschauen.

Fangen wir mal an: Es gab eine Vorgeschichte aus der Hinrunde. Da verselbständigte sich ein Zitat von Jürgen Klopp und prägte sich bei Spielern von Union falsch ein und fand sich so später in den Berliner Medien wider.

  • O-Ton Mathias Bunkus über die Herleitung des Begriffs „Kloppertruppe“

So zitierte die BZ die Unionspieler vor der Partie: „Ronny Nikol: ‚Wir verkloppen Klopp. Der hat uns mal als Kloppertruppe bezeichnet. Uns wäre es lieber, wenn Bochum und Bielefeld aufsteigen.‘ Sven Beuckert legt noch einen drauf: „Wir sorgen dafür, dass es heißt: ‚Mainz, wie es weint und trauert.“

Und so schrieb der Kurier: „Wir haben mit Mainz noch eine Rechnung offen“, sagt Ronny Nikol vorm Duell mit den „Mainzelmännchen“ und will noch einmal alles geben. Nikols Gründe: „Wenn ich an die nächste Saison denke, traue ich es Bochum und Bielefeld eher zu, so eine starke Saison zu wiederholen, als Mainz. Zudem sind mir der VfL und Arminia sympathischer und die Erinnerungen an die Mainzer Sprüche vorm Hinspiel sind noch frisch.“ FSV-Coach Jürgen Klopp hatte über Union („Keine Spielkultur, Kloppertruppe“) gelästert und dann auch noch glücklich 1:0 gewonnen. „Auch wegen der Sprüche habe ich mit Mainz mein Problem“, gesteht Nikol.“

Wir halten fest: Aus „nach vorne kloppen“ wurde „Kloppertruppe“. Und das heizte die Stimmung schon ein bisschen an.

Doch warum arbeiteten sich die Unionspieler und später auch die Fans so an Jürgen Klopp ab? Bunki hat da eine Theorie:

  • O-Ton Mathias Bunkus über Jürgen Klopp und warum sich Unionfans möglicherweise an ihm abarbeiteten

Wenn aber der Kurier nicht die einzige Zeitung war, die das falsche Zitat „Kloppertruppe“ verwendete, warum zog sich Jürgen Klopp nach der Partie Mathias Bunkus heraus. Hören wir uns an, wie Bunki das schildert:

  • O-Ton Mathias Bunkus über seinen Einfluss auf die Stimmung im Stadion und warum ihn Jürgen Klopp namentlich erwähnte

Ich finde, dass wir uns hier noch einmal den ganzen Artikel des Kuriers vom 4. Mai 2002 zu Gemüte führen müssen, indem es um die Einladung der Rheinland-pfälzischen Landesvertretung geht:

Eigentlich muss Union gar nicht mehr gegen Mainz 05 antreten. Das glaubt zumindest die Rheinland-Pfälzische Landesregierung. Die lud nämlich schon gestern im Namen von Ministerpräsident Kurt Beck zur Aufstiegsfeier in die Berliner Landesvertretung ein! Motto des Empfangs morgen ab 19 Uhr: „Mainz wählt den Aufstieg“. Auch 05-Coach Jürgen Klopp macht auf erfolgssicher, obwohl seinem zuletzt schwächelnden „Karnevalsverein“ (steter Mainzer Fangesang!) noch ein Zähler zum Aufstieg fehlt! „Ich habe gelesen, dass Wassilew uns nicht beim Aufstieg helfen wird. Wir werden Union auch nicht dabei helfen, sich würdig von seinen Fans zu verabschieden“, so Klopp markig. Wie wenig er über Union im Allgemeinen und die 2. Liga im Speziellen weiß, zeigt folgende Aussage: „Über 2000 Fans werden uns nach Berlin begleiten. Und das bei der Entfernung. Ich weiß nicht, ob das schon einmal ein Zweitligist geschafft hat.“ Nicht doch, bei Union waren auch nur 2000 Mann in Bochum. Und dabei ging’s für die „Eisernen“ um nichts mehr! Hochmut kommt vor dem Fall! Und dass Klopp die Alte Försterei noch nie live erlebt hat, passt nur ins Bild: „Eins der wenigen Zweitligastadien, das ich noch nicht kennengelernt habe.“ Keine Sorge, morgen lernt er es garantiert richtig kennen…

Einladung zur Aufstiegsfeier in die Landesvertretung Rheinland-Pfalz
Abdruck der Einladung zur Aufstiegsfeier in die Landesvertretung von Rheinland-Pfalz, Berliner Kurier vom 4. Mai 2002

Die Einladung war auf 19 Uhr datiert und dürfte zusätzlich noch eine Rolle dabei gespielt haben, die Stimmung zu vergiften. Dazu gehört natürlich die Wahrheit, dass es keine Einladung war, die der FSV Mainz 05 ausgesprochen hatte.

All das führte aber dazu, dass Kostadin Vidolov später über diese Partie sagte: „Die hatten schon die Aufstiegsfeier klar gemacht. Das hat uns gereizt.“ Und Bunki hat auch eine Erinnerung:

  • O-Ton Mathias Bunkus über Sixten Veit, der sehr motiviert in diesem Spiel war

Wie ging es danach weiter? In den Berichten der Berliner Boulevardzeitungen fand sich direkt nach dem Spiel kaum Wort über die Atmosphäre. Das hat mich sehr verwundert und das wäre heutzutage auch ganz anders. Ein paar Stellen im Kurier, der schrieb: „Zu früh gefreut FSV! Von wegen Einladung in die rheinland-pfälzische Landesvertretung in Berlin zur Aufstiegsfeier!“ und „Wütend legte sich 05-Trainer Jürgen Klopp mit einigen Fans auf der Tribüne an und hätte beinahe verpasst, wie die Seinen den Ausgleich markierten.“ Aber schon einen Tag später gab es dann im Kurier schon den Saisonrückblick von Ronny Nikol.

In der nächsten Saison hatten die Spielplangestalter vielleicht ihren eigenen Humor, denn da spielte Union am ersten Spieltag wieder zu Hause gegen Mainz. Diese Partie verlor Union 0:2. Auch da muss Mainz nicht mit offenen Armen empfangen worden sein.

Der damalige Union-Präsident Heiner Bertram hatte sich für die Geschehnisse im Stadion per Brief entschuldigt. Und auch Mathias Bunkus hatte einen Brief geschrieben. Direkt an Jürgen Klopp:

  • O-Ton Mathias Bunkus über seine Entschuldigung bei Jürgen Klopp

Beim Rückspiel in Mainz gab es noch die Befürchtung von Randale. So schrieb die Berliner Zeitung:

„Jetzt werden wir denen noch in Mainz klarmachen, was Sache ist, dann ist der Fall erledigt“, sagt er: „Das wird ein heißer Tanz.“ So soll das gehen, laut Heidel: „Ich will keinen Berliner im Stadion hören, so laut müssen alle Mainzer sein.“ Und danach? Schwamm drüber? Über all die Ereignisse im Mai und August, „als uns der blanke Hass entgegenschlug“, wie der Manager sagt: „Spieler und der Trainer wurden beleidigt, mit Bier übergossen – und bei unserem Bus die Scheiben von Geisteskranken eingeworfen.“ Der Führung des 1. FC Union nimmt Heidel übel, dass sie die Sache einfach laufen ließ. „Da hat sich auch Heiner Bertram nicht richtig verhalten.“ Dennoch will er den Präsidenten freundlich empfangen, weil der sich per Brief entschuldigt habe. Weil über die Fans Derartiges aber nicht bekannt ist, zittern sie in Mainz. Das örtliche Publikum gilt als friedliebend, nur eine Hand voll polizeibekannter Hooligans gibt es. Der Rest nimmt sich gerne selbst auf die Schippe („Wir sind nur ein Karnevalsverein“), vor dem Spiel gegen Union unter anderem mit diesem Slogan: „Es ist geil, ein Heuler zu sein.“ Eine Anspielung auf das Plakat im Hinspiel: „Es war so geil, euch heulen zu sehen.“

Doch es regiert auch die Angst vor Ausschreitungen. Nicht erst seit bekannt wurde, dass Unioner sogar neulich bei einem Spiel in der fünften Liga gegen Rudow Krawall gemacht haben. Der Berliner Fanbeauftragte Sven Schlensog musste in der Rhein-Zeitung ein halbseitiges Interview geben. Er sprach von ein paar verwirrten Köpfen bei Union, es werde jedoch keine Aggressionen geben.“

Für Mainz endete die Saison mit einem déjà-vu in Braunschweig. Da gewannen sie zwar 4:1 in Braunschweig, aber weil Frankfurt zeitgleich 6:3 gegen Reutlingen gewann, verpassten sie wegen der um ein Tor schlechteren Tordifferenz erneut den Aufstieg.

Und was denkt Mathias Bunkus über die ganze Angelegenheit heute? Hat sie vielleicht noch Auswirkungen auf seine Arbeit heute oder könnte das so heute auch noch passieren?

  • O-Ton Mathias Bunkus mit einem Fazit zur Geschichte

So das war die Geschichte, warum Jürgen Klopp niemals Trainer von Union werden will.

On Air:

Die Musik wurde von David erstellt und die Logos von Steffi entworfen. Der Podcast beruht auf dem Konzept des famosen Geschichts-Podcasts Zeitsprung von Daniel Meßner und Richard Hemmer. Danke für alles!

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Capitoli

1. Intro (00:00:00)

2. Begrüßung (00:00:55)

3. Warum Jürgen Klopp nie Union-Trainer wird (00:05:11)

4. Feedback (00:46:10)

5. Outro (00:48:40)

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